Daniel Nordhorn verurteilt


Magdeburg Januar 2013: v.l. Alexander Kevin Meeder (NPD-Kandidat aus Neumünster), Simon Stanek (“Braune Hilfe”-Kontoinhaber aus Bollingstedt) und Daniel Nordhorn auf einem neonazistischen “Gedenkmarsch”

Der Kreisvorsitzende der NPD Segeberg-Neumünster und “Landesorganisationsleiter” der NPD Schleswig-Holstein, Daniel Nordhorn, wurde wegen Beleidigung zu einer Geldstrafe verurteilt . Nordhorn hatte bei einer Kleinstkundgebung der NPD in Boostedt im Oktober 2012 einen Gegendemonstranten beleidigt.

Das Urteil reiht sich ein in Nordhorns verstärke Bestrebungen im Rahmen der Anti-Antifa-Arbeit den Konflikt mit dem politischen Gegner zu suchen. Schon mehrfach veröffentlichte er Bilder und persönliche Daten von vermeintlichen Antifaschist_innen, meist mit mäßig kaschierten Gewaltaufrufen gegen diese. Die Befürchtung von Teilen des Landesvorstands, dass Nordhorns Verhalten sich straftrechtlich und in der Öffentlichkeitswirksamkeit zum Bumerang erwickeln könnte, scheint wieder einmal bestätigt. Erst im November hatte Nordhorn antifaschistische Aktivist_innen mit Pfefferspray angegriffen .

Antifaschistischer Jahresrückblick

Auf Indymedia haben Aktivist_innen einen Jahresrückblick auf antifaschistische Politik in Schleswig-Holstein im Jahre 2013 veröffentlicht. Neben Aktivitäten antifaschistischer Initiativen werden dort auch wichtige Ereignisse der neonazistischen Szene noch einmal aufgegriffen.

Den Artikel gibt es hier .

Ein Jahr geht dem Ende zu

Vor fast genau einem Jahr sind wir mit unserem Portal ins Licht der Öffentlichkeit gestartet. Wir haben in einem bewegten Jahr versucht, euch aktuelle wie auch hintergründige Informationen über neonazistische oder rassistische Strukturen in Schleswig-Holstein zu präsentieren.

Wir wünschen unseren Leser_innen eine schöne Zeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Bleibt uns treu, wir werden auch im neuen Jahr wieder da sein.

Wenn ihr Hinweise oder Kritik habt meldet euch gern. Emailadresse und PGP-Key gibt es unter “Kontakt”.

Artikel über Zeugin im “NSU”-Prozess aus Pinneberg

Die Antifaschistische Initiative Kreis Pinneberg hat einen Artikel über eine Zeugin des “NSU”-Prozesses in München veröffentlicht. Die ursprüglich aus der Region Zwickau stammende Frau hatte damals einen Mobilfunkvertrag auf ihren Namen für das Terrornetzwerk abgeschlossen. Auch aktuell sollen sowohl die Frau als auch ihr Mann noch in der rechten Szene Pinnebergs vernetzt sein.

Neonazi Henning Pless unter Druck

Wie die Autonome Antifa Koordination Kiel , das Freie Sender Kombinat und die Kampagne An die Substanz! berichten, hat der Neonazi Henning Pless Anzeigen gegen Antifaschist_innen gestellt. Anlass ist eine Aktion im August, bei der Pless eine “Urkunde für sein jahrzehntelanges Engagement in der deutschlandweiten völkischen Rechten” in seiner kieler Praxis überreicht wurde. Nun sucht die Polizei im Auftrag von Henning Pless die vermeintlichen Überbringer_innen der Urkunde.

Diese nervöse Reaktion Pless’ auf die Überreichung der Urkunde lässt erahnen, wie sehr dieser aktuell unter Druck steht. Im Nachgang unserer Veröffentlichung im April 2013 scheint er zunehmend geschäftliche Nachteile zu befürchten, schließlich war Pless in der Vergangenheit darum bemüht, seine führende Position innerhalb der neonazistischen Rechten zu verschleiern.

Neonazi-Übergriff zum “Heldengedenken” in Neumünster


Mark Proch (vorne rechts mit Sonnenbrille) im Kreis der angreifenden Neonazis, 3.v.l. Reneé Rudi Eggert

Wie einem Artikel auf linksunten.indymedia.org zu entnehmen ist, haben ca. 25 Neonazis aus Schleswig-Holstein am 17.11.2013 in Neumünster Antifaschist_innen angegriffen. Die Neonazis, vorwiegend von der örtlichen NPD und dem “Aktionsbündnis Lübeck-Stormarn” (ABLS), störten sich offenbar an den fotografierenden Beobachter_innen und griffen diese mit Steinen, Autoteilen und Pfefferspray an. Beteiligt an dem Angriff waren u.a. der Kreisvorsitzende der NPD Segeberg-Neumünster und “Landesorgansisationsleiter” Daniel Nordhorn (Laboe), der Kreisvorsitzende der NPD Lübeck-Ostholstein und stellvertretender Landesvorsitzender Jörn Lemke (Lübeck) und der NPD Ratsherr in Neumünster, Mark Michael Proch. Auch der neumünsteraner NPD-Kandidat Alexander Kevin Meeder, der Liedermacher Lars Hildebrandt (Itzehoe) und der Webmaster des ABLS, Reneé Rudi Eggert, griffen mit an.

Die Neonazis trafen sich am Bahnhof Neumünster-Süd, um von dort gemeinsam zu einem “Heldengedenken” in Groß Kummerfeld zu fahren.

Insbesondere der NPD-Ratsherr Mark Proch hat sich in der Vergangenheit gern als Wutbürger und besorgter Familienvater inszeniert. Als Organisator der Proteste gegen vermeintliche “Kinderschänder” in Neumüster bestritt er ein “Neonazi” zu sein. Nachdem spätestens sein Antritt als Ratsherr dieses Bild zerbrechen ließ, als er vor seiner Vereidigung betrunken und pöbelnd durch die Innenstadt zog , dürfte er jetzt unzweifelhaft in den militanten Neonazi-Kreisen Neumünsters angekommen sein.

Neonazi-Totschläger Stefan Silar feiert in Koberg


Stefan Silar (rechts) im Kreis tostedter Neonazis

Am 23.11.2013 feierte der Neonazi-Kader Stefan Silar seinen Geburtstag im Gasthaus “Zum Koppelkaten” in Koberg bei Mölln. Das Gasthaus ist auch schon in der Vergangenheit durch neonazistische Veranstaltungen aufgefallen . Silar machte sich als Totschläger, “Blood-and-Honour”-Kader und Betreiber des Neonazi-Ladens “Streetwear Tostedt” in Neonazi-Kreisen einen Namen. Zusammen mit den ihm nahestehenden Kameradschaften “Gladiator Germania” und “Nationaler Widerstand Tostedt” versuchte er mittels systematischer Gewalt südlich von Hamburg eine Art “National befreite Zone” zu installieren.

Zu der Feier in Koberg erschienen ca. 150 Neonazis, neben Silars “Kameraden” aus Tostedt auch norddeutsche Rechtsrock-Kreise. Schon in der Vergangenheit beging Silar seinen Geburtstag oft mit großen Neonazi-Feiern .

Aus der Region war u.a. der NPD-Kandidat Heiko Hackland aus dem benachbarten Schretstaken anwesend.

Weitere Informationen gibt es hier .

Anschlag auf Synagoge in Pinneberg


v.l. Ingo Stawitz (Uetersen), Helmut Radunski (Hohenlockstedt) und Kai Otzen (Pinneberg) auf einer NPD-Kundgebung am 03.10.2011 in Pinneberg

Am 9. November, dem 75. Jahrestag der Reichspogromnacht, wurde ein Anschlag auf die Jüdische Gemeinde Pinneberg verübt. Das Sicherheitsglas der Eingangstür der Synagoge ist auf bisher unbekannte Art und Weise beschädigt worden. Anlässlich dieses geschichtsträchtigen Datums und aufgrund der Angriffe und Anfeindungen in der Vergangenheit – so stand der Vorsitzende der Gemeinde zeitweilig aufgrund der akuten Bedrohungslage unter Polizeischutz – ist von einem antisemitischen Hintergrund auszugehen.

Als Reaktion auf diesen Angriff und Solidaritätsbekundung für die Betroffenen rechter Gewalt wird für Freitag, den 15.11. um 18.00 zu einer Demonstration zum Bahnhof Pinneberg mobilisiert .

Die pinneberger Neonazi-Szene besteht sowohl aus eher konservativ-spießbürgerlichen NPD-Kreisen als auch aktionistischen Kameradschaften. Die NPD vor Ort wird dominiert von Kai Otzen, stellvertretender Landesvorsitzender der NPD Schleswig-Holstein und dem aus der Nachbarstadt Uetersen stammenden schleswig-holsteinischen NPD-Landesvorsitzenden Ingo Stawitz. Im Kameradschaftsspektrum fällt vor allem die NPD-nahe “Jugend für Pinneberg” auf. Die Aktivist_innen der “Jugend für Pinneberg” entstammen dem völkisch-aktionistischen Flügel der neonazistischen Rechten. Neben der regen Teilnahme an Aufmärschen in Norddeutschland veranstalten die pinneberger Kameradschaftler_innen regelmäßig Sonnenwendfeiern, Kanutouren, Wanderungen und Zeltlager. Thematisch drehen sich diese Veranstaltungen immer wieder um mythologische Aspekte. Kontakte pflegen die Mitglieder zu der NPD, so ist Kai Otzen Domaininhaber der Webseite der “Jugend für Pinneberg”, und anderen Kameradschaften aus Hamburg und Umgebung wie beispielsweise der “Weisse Wölfe Terrorcrew”.

Über jüngsten Anschlag berichteten u.a. auch das Freie Sender Kombinat , die TAZ , die Antifa Koodination Lübeck , die Autonome Antifa Koordination Kiel und die Die LINKE Lübeck .

Die Deutsch-Dänische Connection: NPD, “Blood and Honour” und der “NSU”


Illustre Kontaktpersonen der NPD Nordfriesland, v.r. Morten Schjetne, Kenneth Hellesøe, Rune Lauritzen, unbekannt, Daniel Carlsen im Jahr 2010

Die norddeutsche Neonazi-Szene unterhält traditionell rege Kontakte zu Strukturen aus Skandinavien, insbesondere in das nördliche Nachbarland Dänemark. Auch umgekehrt blicken dänische Neonazis immer wieder nach Deutschland. Diesen Verbindungen liegen unterschiedliche Interessen und Tragweiten zugrunde – sie reichen von dem gegenseitigen Besuchen der Aufmärsche und Konzerte über neonazistische Parteiarbeit bis hin zu militanten Neonazi-Netzwerken zwischen organisierter Kriminalität und Rechtsterrorismus. Während in den vergangenen Jahren vor allem Seilschaften um deutsch-skandinavische Projekte des “Blood and Honour”-Netzwerks (B&H) das Geschehen bestimmten, suchen zuletzt auch verstärkt NPD-Kader aus Schleswig-Holstein den Kontakt zu der dänischen Neonazi-Partei “Danskernes Parti” (DP).
Wir wollen in diesem Artikel einen Überblick über einige Aktivitäten deutscher und dänischer Neonazis geben, die bis zu gemeinsamen Ausflügen mit dem “NSU” reichen. Daran anschließen soll der Versuch, die inhaltliche und organisatorische Bedeutung der nordeuropäischen Neonazi-Verbindungen für rechte Politik abzuleiten.

Hintergrund
Seit den Neunzigern pflegen insbesondere Neonazis aus dem Umfeld des inzwischen verbotenen “Blood and Honour”-Netzwerks Kontakte in Nordeuropa. So nahmen 1995 an dem von B&H-Aktivist_innen dominierten Hess-Gedenkmarsch in Roskilde (Dänemark) u.a. der Deutsch-Däne Marcel Schilf, Führungsfigur von B&H Dänemark, und Anke Zapf, Oliver Dobitz und Birger Lüssow aus dem Umfeld der B&H-Sektion Mecklenburg teil. Die Kontakte intensivierten sich über die Jahre und beschränkten sich nicht auf die gemeinsame Teilnahme von Szeneveranstaltungen. Insbesondere die Produktion von Musik geriet mehr und mehr in den Mittelpunkt. Durch grenzübergreifende Zusammenarbeit sollten behördliche Ermittlungen erschwert und Kapazitäten geteilt werden. Insbesondere der 2001 verstorbene Schilf war an diversen Produktionen beteiligt, u.a. an Werken der Neonazi-Kultband “Landser”.

Doch auch nach dem Verbot in Deutschland im Jahr 2000 spannen sich zahlreiche neonazistische Netze um B&H bzw. wurden die Aktivitäten nur mäßig kaschiert weiter geführt. Eine zentrale Figur der Vernetzung ist dabei Lars Bergeest. Der ursprünglich aus Cismar im Kreis Ostholstein stammende Bergeest wohnte zwischenzeitlich in Dänemark in einer Wohngemeinschaft mit Flemming Muff Christiansen, Führungsfigur von B&H in Dänemark und Betreiber des Labels “Celtic Moon”. Zusammen mit Stephan Günther organisierte Christiansen Produktion und Vertrieb der B&H-Band “Kommando Freisler”, insbesondere die CD “Geheime Reichssache”. Der maßgeblich von Thorsten Heise, einer der B&H-Führungsfiguren in Deutschland,


Lars Bergeest an der Spitze des Neonazi-Aufmarschs in Salem 2007

geplante Vertrieb von illegaler Neonazi-Musik bezog neben Neonazis aus Skandinavien und Australien auch den alten Freundeskreis von Lars Bergeest mit ein. So wurde der ebenfalls aus Ostholstein stammende Alexander Hardt dafür gerichtlich verurteilt, das Booklet von “Geheime Reichssache” mit einem Hakenkreuz versehen zu haben. Der inzwischen in Neumünster lebende Alexander Hardt hatte, scheinbar im Gegenzug, Bergeest zeitweilig in seinen Einbruchswerkzeug-Versand “PLS-Werkzeuge” eingebunden . Der Status von Bergeest spiegelt sich auch in seinen Auftritten im Jahr 2007 wider: den Neonaziaufmarsch in Salem (Schweden), einer der wichtigsten jährlichen Termine im Kalender der neonazistischen Rechten Skandinaviens, durfte er anführen und bei der B&H-nahen Veranstaltung zum Gedenken an den Hitler-Stellvertreter Rudolf Hess in Kolding (Dänemark) gab er den Tonangeber der Reisegruppe aus Deutschland. Diese bestand neben ihm u.a. aus Daniel Tamm, Mitglied der Band “Words of Anger” um Marco Eckert, deren Mitglieder dem ostholsteiner Freundeskreis von Bergeest entstammen. Nach dem Tod von Marcel Schilf spielte die Deutsche Neonazi-Band “Oidoxie” ein Konzert zu Ehren des B&H-Dänemark Anführers. An dieser Band sind inzwischen auch Teile von “Words of Anger” beteiligt. Neben den Kontakten zu B&H pflegt Bergeest Verbindungen zu der “Dansk Front”, mit deren Kadern er diverse neonazistische Veranstaltungen besuchte und für die er Schutzaufgaben übernahm . So besuchte er 2010 mit dem “Dansk Front”-Aktivisten Morten Borup den “Trauermarsch” in Lübeck.

Wie in vielen Gegenden Deutschlands verlagerten sich in Schleswig-Holstein Seilschaften aus dem B&H-Umfeld nach dem Verbot in Richtung Rockergruppierungen. Insbesondere die “Bandidos” zogen mit Alexander Hardt und Björn Schmidtke B&H-Akteure oder mit dem ehemaligen NPD-Landesvorsitzenden Peter Borchert einen Waffenhändler der militanten Neonazis in ihre Strukturen. Als das “Bandidos Probationary Chapter Neumünster” 2010 aufgrund der Verstrickungen in der organisierten Kriminalität verboten wurde, reagierten die Rocker wie schon zuvor das B&H-Netzwerk: sie verlagerten ihre Aktivitäten offiziell über die Grenze ins dänische Padborg. Aus dem Umfeld der Neumünsteraner Neonazi- und Rockerstrukturen ist insbesondere Tim Bartling, Betreiber der neonazistischen Kampfsportschule “Athletik Klub Ultra”, öfter in Dänemark anzutreffen.


Niels Kristensen in Kolding 2007

Neben den Rocker- und B&H-Netzwerken pflegt auch die regionale Kameradschaftsszene grenzübergreifende Kontakte. So fiel beispielsweise Niels Kristensen aus Rødekro (Süddänemark) schon mehrfach im Zusammenhang mit deutschen Neonazis auf. Während er 2007 bei dem maßgeblich von deutschen Neonazis mitgestalteten Hess-Aufmarsch in Kolding festgenommen wurde, nachdem er eine Passantin geschlagen hatte, beteiligte er sich 2011 bei dem Angriff von Neonazis auf die Kundgebung zum 1. Mai des DGB in Husum . Nach dem Angriff floh er zusammen mit Alexander Kuhr in dessen Auto. Der aus Heide stammende Kuhr pflegte insbesondere zu Hochzeiten der “Autonomen Nationalisten” in Schleswig-Holstein Kontakte zu der “AG Neumünster” um Nico Seifert und Alexander Hardt und der “AG Kiel” um Peter Borchert, Daniel Zöllner und Peter von der Born.

Ein spezielles Kapitel grenzübergreifender Beziehungen im Rahmen des B&H-Netzwerks stellt der Besuch des “NSU” auf dem Hess-Aufmarsch zusammen mit der deutschen Reisegruppe um die ostholsteiner Neonazis Lars Bergeest und Alexander Hardt in Kolding 2005 dar. Die Strukturen des “NSU” nutzten Schleswig-Holstein vielfach als Rückzugsraum. So steht auf der Kontaktliste des “NSU”, die Uwe Mundlos vor dem Untertauchen in der Bombenwerkstatt deponierte, eine Adresse in Quickborn. Der “NSU” hielt sich öfter dort auf .


Alexander Jürgen Kuhr

Bekannt wurden auch diverse Aufenthalte auf Campingplätzen beispielsweise in Ascheberg, Behrensdorf oder nahe Flensburg. Ein lokaler Schwerpunkt des “NSU” befand sich insbesondere im nördlichen Ostholstein, namentlich ihrem Lieblingscampingplatz “Wulfener Hals” auf Fehmarn, im Eselpark des Neonazis Eckhart August in Nessendorf oder in Grömitz und Neustadt i.H.. Außerdem nahmen sie an Treffen und Szeneveranstaltungen in Neumünster teil und hatten Anschlagspläne für Kiel . Auch gibt es Aussagen, dass der “NSU” in Kiel Waffen gekauft hätte . Diese lokalen Häufungen sind deshalb so pikant, da eben das nördliche Ostholstein, Neumünster und Kiel ein Schwerpunkt der lokalen B&H- und “Combat18”-Zusammenhänge bildet. Die Verstrickungen der ostholsteiner Neonazi-Szene um Lars Bergeest, Alexander Hardt und Marco Eckert haben wir jüngst in einem Artikel beschrieben . Inzwischen lebt Alexander Hardt in Neumünster, wo er Kontakte zu anderen militanten Neonazis und Rockergruppierungen um den “Club88” pflegt, in dessen Umfeld sich auch zahlreiche andere Personen mit Nähe zu B&H und “Combat18” bewegen oder bewegt haben, so Björn Schmitdke, Peter Borchert oder der ehemalige Anführer von “Combat18 Pinneberg”, Klemens Otto. Der zur Zeit noch inhaftierte Peter Borchert, eine zentrale Figur militanter neonazistischer Bestrebungen in Schleswig-Holstein, wohnte lange in Kiel und zuletzt auch in Neumünster.
Die Nähe vom “NSU” zu B&H ist augenscheinlich und wird selbst von den Behörden mittlerweile anerkannt. Unterstützer_innen wie Andre Eminger (zur Zeit in München angeklagt im Rahmen des NSU-Prozesses), dessen Bruder Maik Eminger (wie auch der “NSU” 2005 auf einem Aufmarsch in Salem, Schweden), Jan Werner oder Thomas Starke sind für ihre Nähe zum B&H-Netzwerk bekannt. Auch liegen dem BKA Angaben des Verfassungsschutzes Thüringen vor, in dem der oben erwähnte Thorsten Heise mit der V-Person und “NSU”-Geburtshelfer Tino Brandt über mögliche Fluchthilfe gesprochen habe.
Der maßgeblich von deutschen Neonazis zum Zweck der Umgehung der Verbote der Hess-Aufmärsche in Deutschland organisierte Aufmarsch in Kolding 2005 rückt so auch die ostholsteiner B&H-Strukturen näher an den “NSU”. Schließlich waren diese, wie auch 2007, maßgeblich an der Organisation beteiligt. Die kleinen Aufmärsche mit ca. 80 Personen am Rande von Kolding wirkten fast wie ein Familientreffen militanter Neonazi-Strukturen. Alexander Hardt und Lars Bergeest kam sogar die “Ehre” zu teil das Fronttransparent zu tragen. Mit dem theoretischen Überbau des “NSU”, dem “Führerlosen Widerstand” von “Combat18”, ist zumindest Alexander Hardt bestens vertraut: er war angeklagt im Rahmen von “Combat18”-Aktivitäten ein Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus in seiner früheren Heimatstadt Neustadt i.H. geschändet zu haben. Zu seinem Prozess erschienen weitere Neonazis aus dem Umfeld der lokalen B&H-Verbindungen, u.a. Lars Bergeest, Marco Eckert (“Words of Anger”, “Sturmwehr”, “Oidoxie”, “Rassenhass”) und Alexander Dietrich (“Rassenhass”).


Der Neonazi-Mob um Lars Bergeest (mit Megafon) greift 2007 in Kolding an

Beziehungen der NPD nach Dänemark
Aktuell fällt vor allem der NPD Kreisverband Nordfriesland-Schleswig-Flensburg mit Verbindungen zu der “Danskernes Parti” auf. Die 2011 gegründete Dänische Neonazi-Partei um den Parteichef Daniel Carlsen strebt ihrerseits eine internationale Vernetzung an, bei der insbesondere die NPD und neonazistische Organisationen aus Schweden als Vorbild für die junge Partei dienen. Aus der NPD suchen insbesondere der Dänisch sprechende Kreisvorsitzende der NPD Nordfriesland Günther Lönne und Johannes Thomsen, Landesschulungsleiter der NPD Schleswig-Holstein und Mitglied des Kreisvorstands in Nordfriesland, den Kontakt zu der DP. So trat Johannes Thomsen auf dem Sommerfest der DP am 30.6.2012 als Redner auf. Um Thomsen und die Funktionär_innen der DP mit Daniel Carlsen, Morten Schjetne und Rune Lauritzen geriet das Sommerfest zu einem informellen Treffen von Neonazis aus Nordeuropa. Aus dem B&H-nahen aktionistischen Umfeld waren die oben schon erwähnten Morten Borup und Stephan Günther anwesend und von der “Svenskarnas Parti” (SVP) aus Schweden gab sich Dan Eriksson die Ehre. Als Liedermacher trat Viktor Sjölund auf, Mitglied der schwedischen Bands “Svensk Ungdom” und “Ferox”.
Bei der diesjährigen Neuauflage des DP-Sommerfests am 20.8.2013 in Kopenhagen kam es erneut zu einem Neonazi-Treffen europäischer Dimension, neben Günther Lönne von der NPD nahmen Stefan Jakobsson (SVP), abermals Morten Borup und Adriy Illenko, Funktionär der ultranationalistischen und antisemitischen Partei “Svoboda” aus der Ukraine teil.
Im Gegenzug für die Beteiligung an den Veranstaltungen in Dänemark besuchten am 25.8.2012 die DP-Funktionäre Morten Schjetne und Kenneth Hellesøe das Sommerfest der NPD Nordfriesland.
Am 6.7.2013 beteiligten sich Johannes Thomsen und Günther Lönne an einem “Heldengedenken” in


Johannes Thomsen

Fredericia, Dänemark. Mit DP-Parteifunktionär_innen um Daniel Carlsen und Morten Schjetne legten sie einen Kranz nieder und erhielten eine Fahne der DP als Gastgeschenk. Günther Lönne versuchte in diesem Zusammenhang auch dem Prinzen des Dänischen Königshauses sein Leid über vermeintlich unpatriotische Zustände in Deutschland zu klagen. In einer Art Erklärung mit den Führungspersonen der DP vereinbarten die NPDler, dass sich “Dänen und Schleswig-Holsteiner […] niemals mehr als Feind uns gegenüberstehen”, vielmehr gegen den wirklichen “Feind” zusammenarbeiten, der die “einzelnen Völker” zerstöre um “glückliche Konsumsklaven zu züchten”. Neben der fragwürdigen Tragweite und Verbindlichkeit dieser Vereinbarung in Anbetracht der aktuell weitgehenden Bedeutungslosigkeit der nordfriesischen NPD, wird auch bewusst unklar gelassen wer denn nun der umschriebene “Feind” sei. Der Grund dürfte auf der Hand liegen: um NPD-Funktionär_innen eine weitere Anklage wegen Volksverhetzung zu ersparen bleiben Jüdinnen und Juden unerwähnt, aber ihrer antisemitisch geneigten Stammklientel dürfte die Anspielung deutlich genug sein.

Eine Einordnung der deutsch-dänischen Beziehungen
Die Neonazi-Szene scheint auch jenseits von persönlichen Beziehungen von der internationalen Vernetzung zu profitieren. Zunächst birgt die internationale Beziehungspflege Organisations- und Mobilisierungspotentiale, die insbesondere die schwachen rechten Strukturen in Schleswig-Holstein nur zu gern abschöpfen. Besonders exemplarisch wird dies deutlich an dem fast schon staatstragenden Gehabe, dass der NPD-Kreisvorsitzende Günther Lönne in Dänemark an den Tag legt, wo doch sein Kreisverband, wie viele andere auch, zuhause kaum in der Lage ist die rudimentären Parteiaufgaben zu erledigen. Umgekehrt blicken dänische Neonazis über die Grenze nach Deutschland und bedienen sich programmatisch und organisatorisch bei dem reicheren Erfahrungsschatz der deutschen Strukturen. So ist das Programm der DP an das der NPD angelehnt.
Ein weiterer Aspekt bestimmt insbesondere die Vernetzung im Umfeld von B&H und Rechtsterrorismus. Das dänische Rechtssystem stellt viele in Deutschland strafbare Handlungen, wie das Zeigen von Hakenkreuzfahnen, nicht unter Strafe. In Kombination mit der geographischen Nähe ergibt sich so ein vermeintlich idealer Rückzugsort, in dem sich Ermittlungen unterlaufen lassen. Das dies oftmals ein Trugschluss ist, bewiesen die Verurteilungen nach den BKA-Ermittlungen zum “Kommando Freisler”-Komplex um Thorsten Heise, Stephan Günther, Flemming Muff Christiansen und Alexander Hardt.
Zuletzt steht bei der Vernetzung zwischen nordeuropäischen Neonazis wieder einmal völkisches Gedankengut Pate. Nicht umsonst schreibt die NPD Nordfriesland sie werde auch in Zukunft den Kontakt zu den “Nordischen Ländern” suchen. Immer wieder besuchen deutsche Neonazis Fundstätten aus der Wikinger-Zeit und geben sich mythologischen Vorstellungen hin. Diese Affinität für Kult und Mythologie aus Nordeuropa spielt insbesondere in Teilen der Kameradschafts- und Rechtsrockszene eine große Rolle.


Alexander Hardt (2.v.r.) und Lars Bergeest (3.v.r.) tragen 2005 das Fronttransparent in Kolding

Günther Lönne (NPD) und Daniel Carlsen (DP)

Neues von DLVH und WWTC

Am 24.10.2013 wurde das Verfahren gegen Heiko Wöhler (Blowatz, Mecklenburg-Vorpommern) und Torsten Oldag (Neuruppin, Brandenburg) wegen eines Angriffs im Umfeld des Neonazi-Treffs “Zum Henker” in Berlin-Schöneweide eingestellt. Demnach wären Oldag und Wöhler nicht die Haupttäter gewesen. Treibende Kraft des Überfalls auf einen vermeintlichen Linken sei mit Maximilian F. ein weiteres Mitglied der “Weisse Wölfe Terrorcrew” (WWTC) gewesen. Der lange im schleswig-holsteinischen Rümpel wohnhafte F. verbüßt derzeit eine Haftstrafe in der JVA Neumünster. Aus diesem Grund wurde das Verfahren gegen ihn ebenfalls eingestellt. Der Betroffene der Attacken des Trios blieb nur ohne schwere Verletzungen da Betreiber_innen eines Imbisses ihn schützten. Der Fall hatte in Berlin für Schlagzeilen gesorgt und eine Debatte über neonazistische Gewalt insbesondere im berliner Südosten entfacht. Deutlich wurde durch den Angriff im September 2012 die Vernetzung der WWTC ins Licht der Öffentlichkeit gerückt. Mitglieder verschiedener Sektionen hatten sich bei einer Szene-Veranstaltung in Berlin getroffen.
Über das Verfahren berichteten auch verschiedene Medien, u.a. Blick nach Rechts und Endstation Rechts und die Berliner Zeitung .

Außerdem hat sich die “Deutsche Liga für Volk und Heimat” (DLVH) getroffen und ihren Bundesvorstand bestätigt, in dem auch wieder Ingo Stawitz, Landesvorsitzender der NPD Schleswig-Holstein aus Uetersen, zu finden ist. Stawitz hat schon früher Parteiarbeit für die DLVH betrieben , 1996 hat sich die DLVH als Partei aufgelöst und fungiert inzwischen als eine Art Interessengemeinschaft für die konservativen Kräfte innerhalb der Neonazi-Szene. Faktisch ist die DLVH ohne Einfluss.