“Shegida” und die OB-Wahl in Neumünster


Mark Michael Proch

Mark Michael Proch, NPD-Ratsherr in Neumünster und einer der aktivsten parteigebundenen Neonazis Schleswig-Holsteins, möchte zur Wahl des Oberbürgermeisters von Neumünster im Mai 2015 antreten. Anscheinend setzt er dabei auf eine in den letzten Jahren im Großraum Kiel-Neumünster etablierte Taktik der NPD: Mangels handlungsfähiger Parteistrukturen wird versucht unter „falscher Flagge“ zum Wahlerfolg zu segeln. Proch erlangte durch seine führende Rolle bei Protesten gegen vermeintliche Sexualstraftäter Bekanntheit und wurde wenig später in den Rat von Neumünster gewählt, Herrmann Gutsche setzte in Kiel auf die Tarnliste „Wahlalternative Kieler Bürger“ . Aktuell scheint die NPD die rassistische Mobilisierungskraft von „PEGIDA“ nutzen zu wollen um öffentlich wahrnehmbar zu werden. Deshalb ist „SHEGIDA“ (der schleswig-holsteinische Ableger von „PEGIDA“) ein rein neonazistisches Projekt mit Mark Proch an der Spitze .

Trotz allem glaubt niemand ernsthaft an einen Wahlerfolg von Mark Proch. Nicht einmal die NPD. Schließlich ist Mark Proch in der Lokalpolitik völlig isoliert und an dem politischen Tagesgeschehen offenbar derart desinteressiert, dass er zu seiner Vereidigung betrunken erschien .
Folglich wird sich die NPD in den nächsten Monaten wahrscheinlich weniger als lokalpolitische „Kümmerer“ inszenieren, sondern mehr auf die offen rassistische Karte setzen. Es ist von einer vermehrten Strassenpräsenz von Neonazis und häufigeren Übergriffen auszugehen. Einen Vorgeschmack lieferten die Ereignisse um eine neue Flüchtlingsunterkunft in Boostedt bei Neumünster .

Schon der ausgerechnet am Jahrestag der Befreiung von Auschwitz veröffentlichte Ankündigungstext der NPD zur Kandidatur von Proch liest sich wie eine kaschierte Drohung. Proch fordert darin, dass in Neumünster „deutsche Landsleute auch nachts sorglos durch die Straßen gehen können.“ Vor dem Hintergrund, dass aus Prochs Stammkneipe „Titanic“ des Neonazis Horst Micheel ganze Wellen von rechten Angriffen ausgehen, lässt sich erahnen, welchen Stellenwert hier die Sicherheit von Menschen hat, die in den Augen der Neonazis nicht „deutsch“ genug sind.

Auch der Courier berichtet über den Wahlantritt Prochs: klick

Gegen die aktuelle rassistische Mobilisierung regt sich auch in Schleswig-Holstein Widerstand, in Kiel und Lübeck protestierten tausende.